Was ist Theosophie – Definitionsversuch, Erklärung, Selbstverständnis und Geschichte

Theosophie war Weisheit durch alle Jahrhunderte unter vielen Namen, Lehrern und Glaubenssystemen.
Und die theosophischen Lehren umgeben seit je her viele Geheimnisse.

Teilweise restaurierte griechische Tempelruine an einem sonnigen Tag

Übersicht und Index

Es finden sich folgend zwei Artikel, zuerst ein Definitionsversuch des Autors aus der Vogelschau einer modernen Perspektive. Im zweiten Teil findet sich ein Artikel von H. P. Blavatsky, welche die Überschrift trägt, „Was ist Theosophie“, und der aus dem englischen übersetzt wurde.

Zusammenfassung

1. Teil: Der Autor erläutert neben einer kurzen Definition von Theosophie einige Charaktermerkmale der Theosophie und das theosophische Wertesystem. Des weiteren werden einige Eigenheiten des theosophischen Lehrsystems skizziert und sowohl die bisherigen Verdienste als auch die zukünftigen Ziele dieser Theosophie kurz erläutert.

Lesedauer des 1. Teils: ca. 5 Minuten

2. Teil: Blavatsky führt in ihrem Artikel die geschichtlich bekannten Wurzeln der Theosophie über antike griechische Gelehrte zurück bis tief in die alten ägyptischen Annalen göttlicher Dynastien und zeigt, dass die theosophischen Bestrebungen der neuzeitlichen Theosophie (nach Blavatsky) den der antiken Gelehrten sehr ähneln. Eine esoterische (d.h. geheime) Weisheitsreligion als Quintessenz aller großen, alten Religionen und zugleich auch ihr gemeinsamer Ausgangspunkt, wird als gemeinsames Eigentum aller Völker charakterisiert. Sie streift diese Lehre, gleichsam die geistigen Welten und die Möglichkeit sowie Art und Weise der Erlangung esoterischen Wissen, deren Protagonisten eine heute unerreichbare Reinheit und die Einweihung in längst vergessene Mysterien für eine solch heilige Aufgabe qualifizierte. Schließlich überführt sie die Theosophie in den (damaligen) neuzeitlichen Kontext des ausgehenden 19. Jh. im Rahmen einer Auseinandersetzung mit Spiritismus, Christentum, Wissenschaft und Materialismus.

Lesedauer des 2. Teils: ca. 15 Minuten

Was ist Theosophie – Definition, Erklärung und Selbstverständnis

Der Name Theosophie wird abgeleitet von Theos (Gott) und Sophia (Weisheit) und bedeutet in etwa göttliche Weisheit oder jene Weisheit, die die Götter besitzen. Theosophie versteht sich jedoch nicht als Religion im herkömmlichen Sinne, sondern als die Synthese des vielen Religionen gemeinsamen inneren Kerns, der zugleich auch der kleinste gemeinsamer Nenner der in heiligen Schriften überlieferten Menschheitsgeschichte ist. Alles in allem handelt es sich um ein Glaubens-System mit einer sehr langen Tradition, welches durch vergleichende Religionsstudien, (alternative) wissenschaftliche Forschungen in verschiedenen Gebieten sowie bedeutende philosophische Ansätze bestätigt werden kann.

Da Blavatsky in ihrem u.s. Artikel „Was ist Theosophie?“ eine genaue geschichtliche Herleitung der Theosophie gibt, übergehe ich dieses Thema hier und starte mit einigen Grundlagen der theosophischen Selbstdefinition.

Theosophie anerkennt keinen höchsten Gott im monotheistischen Sinne, sondern ist zuallererst Pantheismus, d.h. der Glaube an den göttlichen, unpersönlichen, ewigen Geist als Urgrund aller Dinge, untrennbar in allen, selbst im kleinsten Teilchen und eins mit allen Dingen oder „Gott in der Natur und die Natur in Gott“, was auch auf den Menschen bezogen werden kann, d. h. „Gott (durch die ‚Seele‘) im Menschen und der Mensch (als Teil der Natur) in Gott“. Man könnte anders formuliert auch davon sprechen, dass ein Pantheist die Natur an und für sich in ihrer Gesamtheit – sowohl in materieller als auch spiritueller Hinsicht – als Gott betrachtet. Es ist in dem Sinne kein außer-natürlicher Gott, der über allen steht. Gott ist jedoch im Zusammenhang mit Pantheismus ein unbeholfener Ausdruck, da er in eine persönliche Richtung assoziiert, im Sinne einer Persönlichkeit oder Wesenheit und selbst der Begriff Gottheit kann dies nur ungenügend entschärfen. Andererseits heißt das bei weitem nicht, dass nicht innerhalb dieser Natur zahlreiche spirituelle oder göttliche Wesen existieren könnten, denn das tun sie in der Theosophie und insofern könnte man im untergeordnetem Sinn auch von Polytheismus sprechen, welcher von einer Vielzahl von Göttern ausgeht.

Das ist in etwa auch die Definition von Wikipedia zum Begriff Pantheismus, welche ergänzt:

Bereits in der Antike entwickelten die Vorsokratiker eine Naturphilosophie, die auch Seele und Göttliches miteinbezog. Auch Platons Kosmologie der Weltseele kann teilweise pantheistisch gedeutet werden. Der Neuplatoniker Plotin betonte das All-Eine und war damit ein direkter Vorgänger der Pantheisten. Die Stoiker betrachteten den Logos als universelles Vernunftprinzip, das Göttliche, welches auch in jedem Menschen sei. Im Mittelalter gab es, anknüpfend an Plotin, vereinzelt pantheistische Tendenzen, z. B. bei Nicolaus Cusanus. In der frühen Neuzeit betrachtete Giordano Bruno das Göttliche als Teil des ewigen Kosmos, wobei sich Göttlichkeit in allen Dingen offenbare.
Auch aus den ethnischen Religionen nicht-europäischer Kulturen sind pantheistische Vorstellungen bekannt, so etwa die als Kitchi Manitu bezeichnete, den gesamten Kosmos durchdringende Große Kraft der Algonkin-Indianer oder Wakan Tanka, ein sehr ähnliches Konzept der Sioux-Indianer Nordamerikas. Als Schöpfer eines sufischen Pantheismus gilt der im 9. Jahrhundert lebende persische Mystiker Bāyazīd Bistāmī.

Es kann auch keinen höchsten Gott geben, rein logisch betrachtet, denn dieser wäre ursachenlos und demnach unlogisch. Und das sage ich auch in Anbetracht vieler Theosophen, welche das „Absolute“ der Lehre, zwar nicht für eine persönliche Gottheit, so doch für ursachenlos halten.

Weitere Charakteristiken sind Karma und Reinkarnation sowie die Zyklik als wesentliches Merkmal der Entwicklung. D.h. die großen Systeme, wie bspw. ein Planet haben aktive und passive Phasen in beständiger Aufeinanderfolge. Am Beginn einer aktiven Phase entwickelt und bildet sich alles aus dem Geistigen über die zahlreichen Ebenen des Seins hinab in die Materie und von dort wieder hin zum Geist, bis zur schließlichen Auflösung, worauf eine passive Phase gleicher Länge folgt, bevor der Zyklus erneut beginnt. Während der aktiven Zyklen schreitet die geistige Entwicklung der zahllosen Wesen dieser Systeme voran zu immer höheren Bewusstseinsstufen bzw. Konstitutionen ihres Seins – durch das sammeln von Erfahrungen.

Der Theosoph betrachtet sich demnach als Teil einer göttlichen Natur, die im spirituellen Sinne, in Übereinstimmung mit vielen antiken Philosophen, die Intelligenz, Kraft, Tugend, Vernunft etc. etc., kurz, das Gute und Schöne an und für sich ist und das in höchster Vollkommenheit. Der Mensch, als ein mikrokosmisches Abbild des Makrokosmos strebt durch Charakterveredelung beständig diesen natürlichen Idealen zu, um (durch spirituelle Erhöhung) der Natur bei ihrer geistigen Entwicklung oder spirituellen Evolution behilflich zu sein. Die Tugenden sind demnach ein wichtiger Bestandteil einer wahrhaft theosophischen Lebensweise. Werte wie Selbstlosigkeit, Barmherzigkeit und Nächstenliebe waren jedoch die Empfehlungen vieler, wenn nicht aller großen Weisen dieser Welt für eine vernünftige Lebensweise.

Blavatsky schrieb bspw. in „Der Schlüssel zur Theosophie“ (Abschnitt 2, Exoterische und esoterische Theosophie) dazu:

Die Theosophie muss die Ethik verbessern; sie muss die Seele reinigen ... Wer Esoterik aus selbstsüchtigen Gründen studiert, um seinen persönlichen Ehrgeiz, seinen Stolz oder seine Eitelkeit zu befriedigen, kann niemals das wahre Ziel erreichen: der leidenden Menschheit zu helfen.

Das Alter der Theosophie, wie es weiter unten von Blavatsky beschrieben wird, ist nur ein kleiner Teil der ganzen Geschichte. Theosophie, als „göttliche Weisheit“, ist so alt wie der denkende Mensch selbst. Da der spirituelle Mensch in der Theosophie seine Abstammung nicht dem Tier, sondern höheren spirituellen Wesen verdankt, welche sich zudem um die Erziehung ihrer „Nachkommenschaft“ in mystischer Weise kümmerten, ist es nur logisch anzunehmen, dass am Anfang dieser Entwicklung das spirituelle Wissen ursprünglich aus dieser „göttlichen“ Quelle entsprang.

Und dieses Wissen wurde zu Beginn in verschiedene metaphorische, den Verstandeskräften der Menschen angepasste Glaubenssysteme verschiedener Zeiten und Völker gegossen. Nur hinter dem dichten Schleier von Symbolik und Allegorie findet sich die „Wahrheit“ in klareren Worten für jene wenigen, welche in dieses nicht einfach verständliche Wissen initiiert wurden. Diese ursprüngliche Lehre, in der die Theosophie eine, wenn man so möchte, „Ur-Philosophie“ erkennt, entwickelte sich durch die Äonen, nicht immer zum Guten bzw. teilte und veränderte sich bzw. wuchs in verschiedensten Zweigen zu unterschiedlichen Systemen.

Heute findet man nach wie vor in den großen vor allem antiken bzw. theosophischen Glaubenssystem und Religionen oftmals weiterhin (hinter dem Schleier) diese Lehre als ein alle diese Systeme verbindendes Band oder als einen gemeinsamen inneren Kern.

Da diese Entwicklung auch weiterhin gleichen Schrittes mit der intellektuellen Entwicklung des Menschen von statten geht, nimmt auch die Komplexität dessen, was von dieser mystischen Wahrheit sukzessive veröffentlicht wird stetig zu. Die Allegorien werden in immer klarere Worte gefasst und schließlich wird neues theosophisches Wissen gegeben, um die dafür empfänglichen Menschen auf ihren mühsamen irdischen Weg hin zu einem natürlicheren, sprich vernünftigeren Leben zu begleiten.

So kann auch das von Blavatsky Gegebene als ein weiterer Zwischenschritt auf dem Weg zu immer größerer Annäherung an die Wahrheit gesehen werden. Ihre Lehrer, denn sie selbst betrachtete sich vielmehr als Schreiberin, denn als Schöpferin ihre Lehre, sind jene mystische Boten, welche sie lehrten und halfen, die neuzeitliche Theosophische Bewegung ins Leben zu bringen. Einiges könnte über diese geheimnisvollen östlichen Lehrer geschrieben werden, wenn sie es nicht selbst vorzögen, unbeachtet zu bleiben. Damit wird die Quelle der Theosophie wiederum mystisch.

In einem solchen Definitionsversuch nicht vorenthalten werden darf auch der Anspruch dieser Theosophie, was Sinn und Zweck des zukünftigen Wirkens dieses Glaubenssystems betrifft. Ein wichtiges Ziel Blavatskys war es, den Boden zu bereiten für die Theosophen der Zukunft und das allzu eng gefasste spirituelle Denken des 19. Jh. zu befreien. Heute kann man sagen, dass dies erreicht wurde. Sie wird öfters als Mutter der Esoterik im neuzeitlichen Sinne, also allgemeiner spiritueller Lehren, betrachtet und das sicher nicht zu Unrecht. Das heute Esoterik eine große Rolle spielt und das die Menschen in spiritueller Glaubenssicht sehr viel freier geworden sind, ist eines ihrer großen Verdienste, wenngleich sie sicher nicht die Einzige war, die in dieser Richtung wirkte.

Weiter Verdienste ihres Schaffens sind wesentliche Beiträge zur vergleichenden Religionswissenschaft und auch zum Verständnis der religiösen und philosophischen Symbole bzw. Metaphern.

Damit aber nicht genug, ist der Anspruch dieses Lehrsystem, das sich selbst nicht als eine Religion versteht, eventuell zukünftig ergänzt durch weitere Erkenntnisse, die spirituellen Menschen nicht nur in das Wassermann-Zeitalter zu führen, sondern in diesem Zeitalter – welches der bevorstehende (platonische) Weltmonat ist und wie jeder Weltmonat etwas über 2.000 Jahre dauern wird – eine wesentliche Rolle spielen wird, wenn es um das geistige Leben der Menschen zukünftiger Generationen gehen wird.

Soweit meine kurz gefasste Antwort auf die Frage: „Was ist Theosophie?“.

Weitere Aspekte gibt im folgenden Helena Petrovna Blavatsky persönlich, im Artikel „Was ist Theosophie?“, welcher in der ersten Ausgabe des „Theosophist“ im Oktober 1879 erschien, hier aus dem englischen übersetzt. Die Anmerkungen in eckigen Klammern stammen vom Autor. Es sei angemerkt, dass der Ton damals, vor über 140 Jahren ,im Allgemeinen noch etwas rauer war.

Definition und Erklärung von H. P. Blavatsky im Artikel „Was ist Theosophie“

Diese Frage wurde schon oft gestellt und da es diesbezüglich auch oft Missverständnisse gibt, wäre es wohl von der Redaktion einer Zeitschrift, die der weltweiten Theosophie gewidmet ist, sehr nachlässig, wenn sie in ihrer ersten Ausgabe diese Frage nicht zum vollsten Verständnis ihrer Leser beantworten würde. Dabei geht es um zwei Fragen: Was ist die Theosophische Gesellschaft und was sind Theosophen? Beide werden nun beantwortet.

Wenn es nach den Lexikographen geht, wird Theosophia abgeleitet von zwei zusammengesetzten griechischen Wörtern, theos „Gott“, und Sophos, „weise“. So weit so gut. Aber die Erklärungen, die darauf folgen, sind weit davon entfernt, eine klare Vorstellung von Theosophie zu geben. Webster definiert es als „ein Verkehr mit Gott oder geistigen Wesen und das erreichen von übermenschlichen Kräften mittels physischen Operation bspw. der Theurgie einiger Platoniker, oder durch chemische Prozesse ähnlich denen der deutschen Feuer-Philosophen.“

Dies, um es höflich zu sagen, ist eine sehr schlechte Erklärung. Auf diese Art und Weise solche Ideen von Männern wie Ammonius Sakkas, Plotin, Jamblichus, Porphyr, Proklos zu definieren, zeugt entweder von einer vorsätzlichen Falschdarstellung oder Herr Webster ist in völliger Unkenntnis der Philosophie und der Motive der größten Genies der späteren alexandrinischen Schule. Um denen, die ihre Zeitgenossen und auch deren Nachwelt „theodidaktoi“ oder „gottgelehrt“ nannten, zu unterstellen, sie hätten ihre psychologischen und spirituellen Wahrnehmungen mittels „physische Prozesse“ entwickelt, ist gleichbedeutend damit, sie als Materialisten zu bezeichnen. Was die abschließenden Bemerkung hinsichtlich der Feuer-Philosophen betrifft, perlt es von ihnen ab, um den modernen Männern der Wissenschaft vor die Füße zu fallen; denjenigen, die sich wie bspw. Rev. James Martineau rühmen: „Materie ist alles, was wir wollen, geben sie uns nur Atome, und wir werden das Universum erklären.“

Vaughan bietet eine weit bessere und philosophischere Definition. „Ein Theosoph“, sagt er, „ist einer, der jemanden der kein geistiges Weltbild besitzt, eine Theorie von Gott oder dessen Werken gibt und das zur Inspiration bzw. Untermauerung seines eigenen Systems“. In dieser Hinsicht ist jeder große Denker, Philosoph und vor allem jeder Gründer einer neuen Religion oder Schule der Philosophie ein Theosoph. Und deshalb haben Theosophie und Theosophen auch existiert, seit dem ersten Schimmer solcher Fragen und Gedankens und der instinktiven Suche für den Ausdruck seiner eigenen und unabhängigen Meinungen zu diesen philosophischen Fragen.

Es gab Theosophen bereits weit vor der christlichen Ära, ungeachtet dessen, dass die christlichen Schriftsteller die Entwicklung des eklektischen theosophischen Systems in den ersten Teil des dritten Jahrhunderts unserer Ära setzen. Diogenes Laertius führt die Theosophie zu einer vorzeitlichen Epoche der Dynastie der Ptolemäer zurück, und den Namen des Begründers der Theosophie auf einen ägyptischen Hierophanten [höchster ägyptischer Priester im Sinne eines philosophischen Gelehrten] namens Pot-Amun, ein koptischer Name, der einen koptischen Priester Amun bezeichnet, der dem Gott der Weisheit geweiht ist.

Die Geschichte zeigt, das die Theosophie sehr viel später von Ammonius Sakkas [griechischer Philosoph im 3. Jh.] wiederbelebt wurde, der Begründer der neuplatonischen Schule. Er und seine Jünger nannten sich „Philaletheier“ oder Freunde der Wahrheit [von griechisch phil = lieben und aletheia = Wahrheit], während andere sie „Analogetiker“ nannten, aufgrund ihrer Methode der Interpretation alle heiligen Legenden, Mythen und symbolischen Geheimnisse durch die Regel der Analogie, d. h. bspw. das Ereignisse der äußeren Welt als ein Ausdruck der menschlichen Seele angesehen wurden. Es war Ziel und Zweck von Ammonius, alle Denkrichtungen, Völker und Nationen unter einem gemeinsamen Glauben zu versöhnen – der Glaube an einen höchste, ewige, unbekannte Kraft, welche das Universum nach unveränderlichen und ewigen Gesetzen regiert. Er wollte demnach eine einfaches System der Theosophie beweisen, welches am Anfang gleichermaßen in allen Ländern gegenwärtig war, um alle Menschen dazu zu bewegen, ihre Streitigkeiten beiseite zu legen und sie mit der Ansicht zu vereinigen, dass sie alle Kinder von einer gemeinsamen Mutter sind; die alten Religionen von allen Schlacken der menschlichen Elemente zu reinigen und sie so durch reine philosophische Prinzipien zu versöhnen.

Folglich wurde das buddhistische, vedische und magische oder zoroastrische System in der eklektischen theosophischen Schule zusammen mit all den Philosophien Griechenlands gelehrt. Daher auch die hervorragenden buddhistischen und indischen Elemente der antiken Theosophen Alexandrias, die gebührende Ehrfurcht für die Eltern bzw. älteren Personen, ein brüderlichen Zuneigung für das ganze Menschengeschlecht und ein Mitgefühl, selbst den Tieren gegenüber. Er versuchte ein System der moralischen Disziplin durchzusetzen, welches in den Menschen das Pflichtgefühl etabliert, in Übereinstimmung mit den Gesetzen der jeweiligen Länder zu leben, um ihren Geist durch Forschung und Kontemplation hinsichtlich der einen absoluten Wahrheit zu erhöhen; seine Hauptaufgabe, wie er glaubte, um das erreichen zu können, war es, aus den verschiedenen religiösen Lehren [diese alle Systeme verbindende Wahrheit] zu extrahieren, um wie bei einem Instrument die harmonische Melodie zu finden, die eine Resonanz in jedem wahrheitsliebenden Herzen findet.

Theosophie ist also die archaische [oder ursprüngliche] Weisheitsreligion, eine esoterische Lehre die in allen alten Ländern bekannt war, die Ansprüche auf eine ursprüngliche Zivilisation erheben. Und diese „Weisheit“ aller alten Schriften zeigt uns als eine Emanation eines göttlichen Prinzips, und das ist das klare Verständnis dessen, was im indischen Buddh, der babylonischen Nebo oder im Thoth von Memphis repräsentiert wird, der Hermes von Griechenland und auch durch die Benennungen von einigen Göttinnen – Metis, Neitha , Athene, die gnostische Sophia und schließlich die Veden, vom Wort „zu wissen“.

Unter dieser Bezeichnung schlossen alle alten Philosophen aus Ost und West, die Hierophanten des alten Ägypten, die Rishis Aryavart, die Theodidaktoi von Griechenland alles Wissen der okkulten [verborgenen] oder göttlichen Dinge ein. Die Mercavah der hebräischen Rabbiner, wurde als eine weltliche [oder exoterischen] Schrift und nur als das Vehikel oder die äußere Schale klassifiziert, die eine höhere esoterische [oder geheime] Lehre enthält. Die Heiligen drei Könige von Zoroaster erhielten Unterricht und wurden in den Höhlen und Geheimlogen von Baktrien initiiert, die ägyptischen und griechischen Hierophanten hatten ihre „apporrheta“ oder geheimen Diskurse, während die der Mysta [Schüler der Mysterien] ein Epopt oder ein Seher wurde.

Die zentrale Idee der eklektischen Theosophie war die einer einfachen [ursprünglichen] „Supreme Essence“, unbekannt und unkennbar – aber – „Wie können die Wissenden das wissen?“, um mit der Brihadaranyaka Upanishad zu fragen. Ihr System wurde von drei verschiedenen Merkmalen gekennzeichnet: die Theorie von der oben genannten Essenz, die Lehre von der menschlichen Seele als eine Emanation aus dieser Essenz, d. h. der gleichen Art und ihre Theurgie. Und die Theurgie ist die Wissenschaft, die die Neuplatoniker dahin geführt hat, dass sie in unserer Zeit der materialistischen Wissenschaft so falsch dargestellt werden.

Theurgie ist im wesentlichen die Kunst der Anwendung der göttlichen Kräfte des Menschen [heute allg. verstanden als Praktiken, um mit geistigen oder göttlichen Wesen in Verbindung zu treten] zur Unterordnung der blinden Kräfte der Natur und deren erste Verehrer wurden als Magier bezeichnet – eine Verfälschung des Wortes „Magh“, was einen weisen oder gelehrten Mann bezeichnet – und verhöhnt. Die Skeptiker des letzten Jahrhunderts hätten sicher auch über die Idee eines Plattenspielers oder Telegraphen gelacht. Die lächerlich Gemachten und die „Ungläubigen“ einer Generation, werden in der Regel die Weisen und Heiligen der darauf folgenden Generationen.

In Bezug zu den göttlichen Wesen und die Natur der Seele und des Geistes glaubt die moderne Theosophie auch das, was die alte Theosophie glaubte. Die beliebte „Diu“ der indogermanischen Nationen war identisch mit dem „Iao“ der Chaldäer, mit dem Jupiter der weniger gelehrten und weniger philosophischen Römern und dies war sogar identisch mit dem Jahve der Samariter, dem Tiu oder „Tiusco“ der Nordmänner , die „Duw“ der Briten und dem Zeus der Thraker. Was nun die absolute Essenz, das „Ein und Alles“ betrifft – ob wir nun die griechische pythagoreische, die chaldäisch-kabbalistische oder die zoroastrische Philosophie betrachten – es wird zu ein und demselben Ergebnis führen. Die früheste Monade des pythagoreischen Systems, die sich in die Dunkelheit zurückzieht und selbst Finsternis ist (zumindest für den menschliche Intellekt) wurde zur Grundlage aller Dinge gemacht, und wir können die Idee vollständig in den philosophischen Systemen von Leibniz und Spinoza finden. Deshalb, ob ein Theosoph mit der Kabbala übereinstimmt, welche von En-Soph [En Sof, Ain Soph etc., das Unendliche und Unerfassbare der kabbalistischen Mystik] spricht und die Frage stellt: „Wer kann denn das verstehen, was formlos und nicht-existent ist?“ oder er sich an die großartige Hymne aus dem Rig-Veda (Hymn 129., 10. Buch) erinnert, in welcher gefragt wird:

„Wer weiß, woher diese große Schöpfung entsprang? Ob sein Wille schafft oder stumm ist. Er [Es] weiß es – oder vielleicht weiß er es nicht“;
oder weiter, er die Vedanta-Vorstellung von Brahma akzeptiert, die in den Upanishaden als „ohne Leben, ohne Geist, rein“ unbewusst, für – Brahma „absolutes Bewusstsein“ dargestellt wird oder schließlich mit den Svabhâvikas von Nepaul [buddhistische Schule] behauptet, dass nichts existiert außer „Svabhavat“ (Substanz oder Natur), die selbstexistent ist ohne einen Schöpfer, eine jede der oben genannten Vorstellungen führt zur reinen und absoluten Theosophie – die Theosophie, die Männer wie Hegel, Fichte und Spinoza aufgefordert hat zur Wiederaufnahme der Arbeit der alten griechischen Philosophen und zur Spekulation auf die eine Substanz – die Gottheit, das göttliche All sich entwickelnd von der göttlichen oder absoluten Weisheit – unverständlich, unbekannt und unbenannt – von allen alten und neuen religiösen Philosophien, mit der Ausnahme von Christentum und Islam.

Angelehnt an die Eingangs genannte Definition der Theosophie von Vaughan, kann jeder Theosoph die Theorie einer [abstrakten oder pantheistischen] Gottheit „die sich selbst nicht offenbart, aber eine Inspiration als Grundlage liefert“ akzeptieren, gleich welcher der eben genannten Religionen er angehört und würde sich dennoch innerhalb der Grenzen der Theosophie bewegen. Für letztere ist der Glaube an die Gottheit als das All, die Quelle allen Seins, aber das Unendliche kann weder verstanden noch erkannt werden, das Universum allein enthüllt es, oder, wie einige andere bevorzugen, er, wodurch sie ein Geschlecht zuordnen, um es zu vermenschlichen, was nichts anderes als Blasphemie ist.

Richtig, im Lichte des brutalen Materialismus schrumpft Theosophie; sie zieht es vor lieber daran zu glauben, dass in Ewigkeit in sich selbst zurückgezogen der Geist der Gottheit weder will noch schafft; sondern dass überall aus dem großen Zentrum ein unendlich heller Glanz hervorgeht, welcher alle sichtbaren und unsichtbaren Dinge entwickelt, dies aber ist eine Strahl, der in sich eine „generative and conceptive“ [schöpferische, intelligente, planende oder vorhersehende] Kraft enthält, die ihrerseits das entwickelt, was die Griechen Makrokosmos genannt haben, die Kabbalisten Tikkun oder Adam Kadmon, der archetypische Mensch und die Arier Purusha, das manifestierte Brahm oder der göttliche [himmlische] Mensch.

Theosophie glaubt auch in die „Wiederauferstehung“ oder den Fortbestand und die Transmigration (Evolution) einer Reihe aufeinanderfolgender Veränderungen der Seele [1], die verteidigt und erklärt werden können mit strikten philosophischen Prinzipien, bspw. durch eine Unterscheidung zwischen paramatma (transzenentale, höchste Seele) und jivatma (Tier, oder bewusste Seele) der Vedantins.

[1] In einer Reihe von Artikeln mit dem Titel „Die Welt der großen Theosophen“ wollen zeigen, dass von Pythagoras, der seine Weisheit aus in Indien bekam, bis in unsere bekanntesten modernen Philosophen und Theosophen – David Hume und Shelley, den englischen Dichter – die Spiritisten von Frankreich inbegriffen – viele glaubten und auch noch an die Seelenwanderung oder Wiedergeburt der Seele glauben, jedoch muss das System der Spiritisten als ziemlich unausgearbeitet angesehen werden.

Um Theosophie vollständig zu definieren müssen wir sie unter all ihren Aspekten betrachten. Die Innenwelt wurde nicht vollständig von undurchdringlicher Dunkelheit verborgen. Mit der höheren Intuition der Theosophia – oder Gotterkenntnis, welche den Geist aus der wahrnehmbaren Welt in die des formlosen Geistes begleitet, wurde es Menschen manchmal zu jeder Zeit und in jedem Land möglich, die Dinge in der Innen- oder unsichtbaren Welt wahrzunehmen. Daher ist das „Samadhi“ oder Dyan Yog Samadhi der Hindu- Asketen, die „Daimonion-Photi“ oder spirituelle Erleuchtung der Neuplatoniker, die „siderische [höhere] Unterredung mit der Seele“ der Rosenkreuzer oder Feuer-Philosophen und selbst die ekstatische Trance der Mystiker und des modernen Mesmeristen und Spiritisten ihrer Natur nach identisch, wenn auch verschieden in ihrer Manifestation. Die Suche nach dem göttlichen „Selbst“ des Menschen, die so oft und fälschlicherweise als ein Einzelgespräch mit einem persönlichen Gott interpretiert wurde, war das Ziel eines jeden Mystikers und der Glaube an diese Möglichkeit scheint von gleicher Dauer zu sein, wie die Entwicklung der Menschen, nur nannte es ein jedes Volk andres. Platon und Plotin nannten es „Noetic Work“ [geistige Arbeit] was der Yogi und der Shrotriya „Vidya“ [Wahrheit oder wahrhaftiges Wissen] nannten.

„Durch Reflexion, Selbsterkenntnis und intellektuelle Disziplin, kann die Seele zu einer Vision des ewigen erhoben werden, zur Wahrheit, Güte und Schönheit – das ist die Vision von Gott, das ist die Epopteia“ [geistiges Schauen des Höheren], sagten die Griechen. „Um die Seele mit der All-Seele zu vereinen“, sagt Porphyr [Porphyrios, Neuplatoniker im 3. Jh.], „erfordert es aber einen vollkommen reinen Geist. Durch Selbstvertiefung [Kontemplation], vollkommene Keuschheit und Reinheit des Körpers kommen wir dem näher und empfangen in diesem Zustand wahres Wissen und wunderbare Einblicke.“ Und Swami Dayananda Saraswati [Hindu-Asket im 19. Jh. bekannt geworden durch die Arya Samaj Reforbewegung in Indien], der weder Porphyr gelesen hat noch andere griechische Autoren, der aber eine ausgezeichneter vedischer Gelehrte ist, sagt in seinem Veda Bhashya (opasna prakaru ank 9.) – „Um Diksh (höchste Initiation) und Yog zu erreichen, muss man nach den Regeln leben... Die Seele im menschlichen Körper kann die größten Wunder vollbringen durch die Kenntnis des universellen Geistes (oder Gott) und macht sich selbst vertraut mit die Eigenschaften und Qualitäten (okkulter [geistiger oder verborgener]) Dinge des Universum. Ein Mensch (ein Dikshit oder Initiierter) kann sich so bspw. die Fähigkeit erwerben, auf große Entfernungen zu hören und zu sehen.“ Schließlich, Alfred R. Wallace, FRS, Spiritist und doch ein eingestandenermaßen großer Naturforscher sagt mit mutiger Offenheit: „Es ist einzig der Geist, der fühlt und wahrnimmt und denkt – der Kenntnis erlangt, Gründe angibt und nach Zielen strebt... es ist nicht selten das Individuen geboren werden, die so beschaffen sind, dass der Geist unabhängig von den körperlichen Sinnesorganen wahrnehmen kann oder vielleicht, ganz oder teilweise, seinen Körper für eine gewisse Zeit verlassen und wieder zurückkehren kann... der Geist... kommuniziert mit dem Geist sehr viel einfacher als mit der Materie.“

Wir können nun sehen, wie in den Tausenden von Jahren zwischen den Gymnosophisten [2] und unsere eigenen hochzivilisierten Zeit, trotz oder vielleicht gerade wegen der Theosophen einer große Aufklärung stattfindet, welche Licht in die Psychologie [Wissenschaft der Seele] bringt sowie auch in die physikalischen Möglichkeiten der Natur und auch heute über zwanzig Millionen Menschen [Bezugnahme zum damaligen Spiritismus] in einer anderen Form an die gleichen spirituellen Kräfte glauben, an die auch die Yogis und die Pythagoräer schon vor fast 3.000 Jahren glaubten.

[2] Die Realität der Yog-Leistungen wurde von vielen griechischen und römischen Autoren bestätigt, von Strabo, Lucan, Plutarch, Cicero (Tusculum), Plinius (VII, 2) usw., die die indischen Yogis Gymnosophisten [von damals Gymnasium = Ort der sportlichen Betätigung zumeist Ringen und Sophisten = Menschen mit besonderen Kenntnissen] nannten.

Während also der östliche Mystiker für sich die Lösung aller Probleme des Lebens und des Todes beansprucht, durch Atman - „Selbst“ oder „Seele“, wenn er einmal die Macht der unabhängig von seinem Körper erhalten hat; und die alten Griechen auf die Suche gingen nach dem verborgenen ATMU – ein oder der Gott – die Seele des Menschen, mit dem symbolischen Spiegel der „Thesmophorian mysteries“ [vergleichbar mit den Eleusinischen Mysterien], die so – wie heutige Spiritualisten glauben [hier Spiritisten = Geisterbeschwörer] – in der Fähigkeiten sichtbar und fühlbar mit den körperlosen Seelen der Personen zu kommunizieren, die sie auf der Erden liebten. [Zu dieser Zeit durfte H.P. Blavatsky noch nicht die (ablehnende) Sichtweise der Theosophie bzgl. des Spiritismus offenbaren, vor allem seiner praktischen Seite, der Nekromantie.]

Und alle diese, ob nun die östlichen Yogis, die griechischen Philosophen oder moderne Spiritisten bestätigen begründet die grundsätzliche Möglichkeit, dass die verkörperte Seele und ihr niemals verkörperter Geist – das wahre Selbst weder von der All-Seele noch anderen Seelen räumlich getrennt ist, sondern lediglich durch die Differenzierung oder Unterschiede ihrer Qualitäten; sowie es auch in der grenzenlosen Weite des Universums keine Einschränkung gibt. Und dass, wenn dieser Unterschied entfernt wird – nach den Griechen und Ariern durch abstrakte Kontemplation, welche die vorübergehende Befreiung der gefangenen Seele ermöglicht, und nach den Spiritisten mittels Medialität [was nach den späteren theosophischen Lehren hinsichtlich des modernen Spiritismus [oder heute Channeling] nicht der Fall ist, zumindest nicht hinsichtlich höhere Wesen] – eine solche Vereinigung zwischen verkörperten und körperlosen geistigen Wesen möglich ist.

So kam es, dass Patanjali [indischer Gelehrter und der Verfasser des Yogasutra, des klassischen Leitfadens des Yoga um das 3. Jh.] und Yogis und ihren Schritten folgend auch Gelehrte wie Plotin, Porphyr und andere Neuplatoniker behaupteten, dass sie einige male in ihrem Leben während Momenten der Ekstase eins geworden sind mit Gott. Diese Idee, offensichtlich fehlerhaft in der Anwendung auf einen universellen Geist, wurde durch zu viele große Philosophen behauptet, um sie einfach als eine Chimäre abzutun. Im Falle der Theodidaktoi, der einzige streitbare Punkt und dunkle Fleck auf dieser Philosophie der Mystik, war dieser anmaßende Anspruch auf das, was in Wirklichkeit nur als eine Art ekstatische Erleuchtung zu verstehen ist, als Krone der sinnlichen Wahrnehmung.

Im Fall der Yogis, die eine Fähigkeit behaupteten, Iswara von „Angesicht zu Angesicht“ gegenüber zu treten, wurde dieser Anspruch erfolgreich von der Logik Kapilas gestürzt. [Kapila: Einer der Gründer Samkhya Schule, einer der ältesten und richtungsweisensten philosophischen Systeme bzw. Strömungen im Hinduismus, der u. a. als ein Enkel des Brahma beschrieben wird.] Ähnliche Annahmen wie die griechischen Anhänger haben auch eine lange Reihe von christlichen Ekstatikern gemacht und schließlich die bisher letzten zwei Anwärter darauf „Gott gesehen“ zu haben in den letzten hundert Jahren, welche Jacob Böhme und Swedenborg waren. Die Anmaßung sollte und könnte philosophisch und logisch in Frage gestellt werden, wenn ein paar von unseren großen Männer der Wissenschaft, die Spiritisten sind, mehr Interesse an der Philosophie hätten, als im bloßen Phänomenalismus des Spiritismus.

Die alexandrinische Theosophen wurden in Neophyten [Schüler], Initiierte und Meister oder Hierophanten unterteilt, und ihre Regeln wurden von den alten Mysterien des Orpheus übernommen, der, nach Herodot, sie aus Indien übernahm. Ammonius verpflichtete seine Jünger auf Eid nicht seine höhere Lehren preiszugeben, außer für diejenigen, die gründlich ihre Wüdigkeit nachgewiesen hatten und initiiert waren und die somit gelernt hatten, die Götter Engel und Dämonen anderer Völker, nach ihrer esoterischen oder verbogenen Bedeutung zu betrachten.

„Die Götter existieren, aber sie sind nicht das, was der Pöbel der ungebildeten Menge annimmt, was sie wären“, sagte Epikur. „Er ist kein Atheist, der die Existenz der Götter die viele anbeten leugnet, aber er ist wie einer, der an diesen Götter die Bewertungen das Volkes befestigt.“ Hinwiederum erklärte Aristoteles weiter, dass die „göttliche Essenz die ganze Welt der Natur durchdringende, sodass die Götter einfach eine Bezeichnung der ersten Prinzipien sind.“ Plotin, der Schüler des „gottgelehrten“ Ammonius sagt uns , dass das Geheimnis der Gnosis oder das Wissen der Theosophie drei Grade hat: Ansicht, Wissenschaft und Erleuchtung. Die Mittel oder das Instrument des ersten sind die Sinne oder Wahrnehmung, des zweiten die Dialektik und des dritten die Intuition. Hinsichtlich des Letzteren ist der Verstand untergeordnet, denn es ist absolutes Wissen basierend auf der Identifikation des Geistes mit dem Objekt.“

Theosophie ist die exakte Wissenschaft der Psychologie, um es so zu sagen, und sie steht in Bezug zur natürlichen Medialität, wie das Wissen eines John Tyndall [sehr bekannter irischer Physiker des 19. Jh.] zu dem eines Schuljungen in Physik. Es entwickelt sich im Menschen eine direkte Anschauung, das, was Schelling [Friedrich Wilhelm von Schelling, deutscher Philosoph und einer der Hauptvertreter des Deutschen Idealismus im 19. Jh.] als „eine Realisierung der Identität von Subjekt und Objekt im Individuum“ benennt, sodass unter diesem Einfluss derjenige Anteil an göttlichen Gedanken und Wissen hat, d. h. die Dinge zu sehen wie sie wirklich sind und schließlich „Teilhaftig an der Seele der Welt wird“, um einem der schönsten Ausdrucksformen von Emerson zu verwenden [sehr wahrscheinlich Ralph Waldo Emerson, US-amerikanischer Philosoph und Schriftsteller im 19. Jh.].

„Ich, das Unvollkommene, verehre meine eigene Vollkommenheit", sagte er in seinem großartigen Essay über die Oberseele. Neben der Psychologie und Erkenntnis der Seele, kultivierte Theosophie jeden Zweig der Wissenschaften und Künste. Es war durch und durch auch mit dem bekannt, was heute allgemein als Mesmerismus bezeichnet wird. Praktische Theurgie oder „zeremonielle Magie“, welche so oft in ihren Beschwörungen von der römisch-katholischen Klerus aufgegriffen wird, wurde jedoch von den Theosophen verworfen. Nur allein Jamblichus der hier sehr viel weiter als andere Eklektiker ging, hat der Theosophie die Lehre der Theurgie hinzugefügt.

Wenn der Mensch die wahre Bedeutung der esoterischen göttlichen Symbole der Natur ignoriert, ist er geneigt, sich bezüglich der Kräfte seiner Seele zu verrechnen, und anstatt dass der geistige Zwiesprache hält mit geistigen oder höheren himmlischen Wesen, die guten Geister (die Götter der Theurgen der platonischen Schule), wird er vielmehr unbewusst die bösen, dunklen Mächte hervorrufen, die unter der Menschheit lauern – untote, grimmige Schöpfungen des menschlichen Verbrechen und Lasters – und damit fallen sie von der Theurgia (weiße Magie) in die Goetia (oder schwarze Magie, Zauberei).

Doch weder weiße noch schwarze Magie sind in Wirklichkeit das, was der Volksaberglauben darunter versteht. Die Möglichkeit der „Erhebung der Geister“ nach dem Schlüssel Salomos [ein schwarzmagisches Zauberbuch], ist die Spitze des Aberglauben und der Unwissenheit. Die Reinheit der Tat en und Gedanken allein können uns erheben zu einem Kontakt „mit den Göttern“, um so das Ziel zu erreichen, welches wir begehren. Auch die Alchemie, an die so viele spirituelle Philosophen und Naturwissenschaftler geglaubt haben, gehörten zu den Lehren der theosophischen Schule.

Es ist eine nachprüfbare Tatsache, dass weder Zarathustra, Buddha, Orpheus, Pythagoras, Konfuzius, Sokrates, noch Ammonius Sakkas irgendetwas selbst niedergeschrieben haben. Der Grund dafür ist offensichtlich. Theosophie ist eine zweischneidige Waffe und ungeeignet für die Ignoranten oder Egoisten.

Wie jede antike Philosophie hat sie ihre Verehrer in der Moderne, aber bis in unseren Tagen waren ihre Jünger nur wenige an der Zahl und von ganz verschiedenen Denkrichtungen. „Völlig spekulativ und Gründung einer Schule haben sie dennoch einen stillen Einfluss auf Philosophie ausgeübt, und ohne Zweifel, wenn die Zeit kommt, können viele dieser so leise vorgetragen Ideen dem menschliche Denken noch eine ganz neue Richtungen geben“ bemerkt Mr. Kenneth R. H. Mackenzie... selbst ein Mystiker und Theosoph, in seiner großen und wertvollen Arbeit, „The Royal Masonic Cycloepædia“.

Seit den Tagen der Feuer-Philosophen haben sie keine Gesellschaften mehr gebildet, um nicht vom christlichen Klerus wie wilde Tiere verfolgt zu werden, denn als Theosoph bekannt zu sein, war noch kaum vor einem Jahrhundert ein sicheres Todesurteil. Die Statistiken zeigen, dass in einem Zeitraum von 150 Jahren, nicht weniger als 90.000 Männer und Frauen in Europa wegen angeblicher Hexerei verbrannt wurden [nach aktuellen Zahlen an die 60.000]. In Großbritannien wurden nur in den Jahren von 1640 bis 1660 an die 3.000 Personen getötet, weil sie sich mit dem „Teufel“ eingelassen haben. [die Bevölkerungszahl entsprach damals aber nur einem Bruchteil der heutigen.]

Es war in der zweiten Hälfte dieses Jahrhunderts – 1875 –, dass einige fortgeschrittenere Mystiker und Spiritisten, mit den Theorien und Erklärungen des Spiritismus nicht zufrieden waren und bemerkten, dass sie weit davon entfernt waren, den Boden der Vielzahl von Phänomenen erforscht zu haben und also in New York einen Zusammenschluss bildeten, der nun allgemein als Theosophische Gesellschaft bekannt ist. Und nun, da erklärt wurde was Theosophie ist, werden wir in einem separaten Artikel die zweite Eingangs gestellte Frage zu diesem Themenkreis beantworten, was die Natur dieser Gesellschaft ist, die auch als die „universelle Bruderschaft der Menschheit“ verstanden werden kann.

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Alle Artikel zum Thema Theosophie

Nach dem Studium dieser Inhalte hast Du einen guten Überblick und bereits auch
einige wesentliche Akzente der Theosophie kennengelernt.

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Definition, Erklärung, Selbstverständnis

Wer war Helena Balavtsky?

Ein Leben für die Theosophie

Was ist „Die Geheimlehre“?

Grundlagendwerk spiritueller Literatur

Was sind die Strophen oder das Buch des Dzyan?

Alle Strophen der mystischen Grundlage der Geheimlehre

Wie ist das theosophische Weltbild?

Kurze Einführung und Überblick über die theosophische Lehre

Was ist die Theosophische Gesellschaft?

Ihre Mission und ihre Zukunft, Artikel von H.P. Blavatsky

Die theosophische Bewegung

Geschichte und aktueller Status

Gefahren der Theosophie

Warnung vor esoterischen Aspekten

Was Theosophie nicht ist

Eine kleine Verteidigungsschrift

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